Der Alltag mit Kind oder wie meine Hose riss und ich in Hundekacka griff

Karlie Lennox • 1. Oktober 2024

Der Alltag mit Kind oder wie meine Hose riss und ich in Hundekacka griff


Ich kann mich gut daran erinnern, wie es war, als ich noch kein Kind hatte. Wie einfach ich das Leben der Muttis fand, die mir nach Feierabend über den Heimweg liefen.


Ich – nach einem langen Arbeitstag und vorherigem Aufstehen bei Nacht mit dementsprechenden Schatten unter den Augen – und die heitere Mutti-Gang, die scheinbar gelassen und vergnügt quatschend die kleinen Schreihälse in ihren Kojen durch die Gegend rollte.

Mensch, war ich neidisch! Mein sich wiederholender Kommentar lautete: ›Na, die haben noch was vom Leben!‹


Mittlerweile, nun selbst Mama eines Kleinkinds, muss ich gestehen, haben sich meine Ansichten ein wenig geändert.

Ich sage dir, der Alltag mit Kind ist Hardcore. Und ich habe nur eins! Ich möchte mir gar nicht ausmalen, wie es sein muss, wenn da noch weitere Menschlein herumwuseln. Denn es ist ja nicht so, dass es mit steigender Anzahl leichter würde. Es fängt mit schlaflosen Nächten an und hört mit Schreianfällen auf.


Ich glaube, seitdem Karlchen auf der Welt ist, habe ich keine Nacht durchgeschlafen. Und ich habe – wie du in meinem ersten Blogbeitrag lesen konntest – Schlafen quasi als Hobby zelebriert. Oh, wie ich es geliebt habe, mich stundenlang in die Federn zu kuscheln und am Wochenende, nach dem ungesunden Schlafentzug dank meines Arbeitgebers, bis in die Puppen zu schlummern. Ich bin kein früher Vogel, sondern eine leidenschaftliche Nachteule.

Aber von dem geliebten Schlaf können sich alle Neu-Eltern großzügig verabschieden. Es gibt dann nämlich einen ganz anderen Boss, der den Takt angibt und dir sagt, wann du zu schlafen hast und wann nicht. Und das ist dein Baby.


Mein Kleiner hatte alle vier Stunden Appetit und es hat ihn herzlich wenig interessiert, dass ich gerade freudig mit den Schäfchen über die Wiese gehopst war.

Nachdem er dann allmählich einen Tag-Nacht-Rhythmus entwickelt hatte, kam das nächste Problem: Er hatte gar keine Lust zu schlafen. (Die hat er, wohl bemerkt, immer noch nicht.) Viel schöner ist es doch, die Eltern so lange wie möglich mit seiner Gesellschaft zu unterhalten. Egal, wie knatschig er ist, und egal, wie hoch die Stehhaare von Mama und Papa sind, er könnte ja etwas verpassen.

Somit stehen wir regelmäßig an seinem Bettchen und versuchen, ihn fast selbst einnickend zum Schlafen zu bewegen. Singen, herumtragen, kraulen – alles erfolglos, wenn sich dieses kleine Wesen in den Kopf gesetzt hat, dass es nicht schlafen will. Dazu gesellen sich dann noch gern die Kinderkrankheiten und Zähnchen, die die Kleinen regelmäßig wachhalten.

Aber der Schlafmangel ist nicht die einzige Sache, die es bei der Geburt gratis on top gibt.


Die Freizeit, die Zeit, die man nach Arbeit, Terminen und Haushalt für sich hatte, geht mit einem Kleinkind auch flöten. Hatte ich in den ersten Monaten nach der Geburt noch ein etwa vierstündiges Zeitfenster für mich zum Schlafen, Putzen oder zum hypnotischen Wandanstarren, so war dieses mit dem Älterwerden des Kindes futsch.

Natürlich ist es schön anzusehen, wie der Kleine wächst und gedeiht und somit auch selbstständiger wird. Wenn er anfängt zu krabbeln und schließlich zu laufen. Doch eines sollte man dabei nicht vergessen: Du bist der Entertainer deines Kindes. Ein Kind will spielen und entdecken und das in einer Tour. Am liebsten morgens, mittags, abends, sogar nachts, wenn man es ließe.


Karlchen ist kein Kind der Sorte ›Ich sitze hier stundenlang und spiele seelenruhig vor mich hin‹. Nein, wenn ich nicht aufpasse, reißt er mir die Bude ab und versucht, mit werfendem Spielzeug Möbel und Tapeten aufzuhübschen, sowie meine Deko neu zu arrangieren - ob mir das nun gefällt oder nicht. Er hat unendlich viele Hummeln im Hintern, die ihn von einer Ecke in die andere treiben. Mache dir keine Sorgen wegen restlicher Babypfunde, die wirst du ganz schnell los.

Und wehe, ich wende mich auch nur eine Sekunde etwas in seinen Augen Unwichtigem wie Kochen oder Toilettengang zu – holla, die Waldfee, dann wackeln aber die Wände!


In den Krabbel- und Spielgruppen gibt’s dann eine ganz neue Action. Als Mama will man sein Kind ja fördern und mit anderen Kindern zusammenbringen. Das kann und wird für die Kleinen von Vorteil sein, wenn sie denn einen guten Tag haben.

In der ersten Krabbelgruppe, die ich mit ihm besucht habe, gab es immer Geschrei – seinerseits, versteht sich. Dann sitzt man da, noch unerfahren, schweißgebadet und panisch, wie man die Laune dieses verstimmten Wesens heben könnte, während die anderen Babys vorbildlich mitmachen. Vielleicht gibt es coole Muttis, denen das bisschen Gebrüll nichts ausmacht, aber zu dieser Sorte gehörte ich bis dato leider nicht. Unter allgemeiner Beobachtung und den imaginären kritischen Kommentaren à la ›Was macht die denn da?‹ und ›Oha, das kann aber nix geben‹ hampelte ich mit dem kleinen Schreihals herum.

Die Kritik ist natürlich völliger Quatsch. Keine Mutti würde so denken. Im Gegenteil, ich selbst hatte jedes Mal Mitleid mit anderen Mamas, deren Kinder sich ausgerechnet zu dieser Stunde in einen Schreimarathon stürzen.


Von der miesen Laune an solchen Tagen einmal abgesehen, durfte man vor und nach der Stunde auch noch den überhaupt nicht schweren Maxi Cosi samt Kind asten. Und sobald der dann wegfällt und der nächste Kindersitz ins Auto zieht, sorgt auch der für’s Haareraufen. Das Rein- und Rausfriemeln ist eine Geduldsprobe, erst recht bei Dunkelheit, in der man Blinde Kuh mit dem Verschluss spielt. Noch lustiger ist es natürlich bei prasselndem Regen und Orkan.

Aber schlecht gelaunte Babys und verhedderte Kindersitzgurte schützen auch vor peinlichen Situationen nicht.


Es war die letzte Stunde der Krabbelgruppe und nach längerer unbequemer Zeit des auf dem Bodenhockens, (ich hasse es, in Skinny Jeans in die Hocke gehen zu müssen. Nicht nur, dass die Hose oft Einblicke auf Form und Farbe deiner Unterwäsche gewährt, nein, sie drückt dir auch die Babypfunde bis zum Hals. Und das nur, weil ich mich konsequent weigere, vor der Tür Jogginghose zu tragen), robbte ich vor, um nach dem Kleinen zu greifen, und da passierte es: Ratsch, die Hose war gerissen!

Alles, was ich denken konnte, war: ›Das ist mir jetzt nicht wirklich passiert!‹ Aber es war passiert und an der oberen Innenseite meiner Lieblingsjeans, die endlich wieder gepasst hatte, klaffte ein etwa zehn Zentimeter langer Riss, der sich bis zum Po zog. Du kannst dir vorstellen, dass ich mich danach in der Stunde nicht mehr großartig vom Fleck gerührt habe. Zum Glück war Winter und somit Mantelzeit! Das war ein glorreicher Abschluss der Krabbelgruppe.


In der ersten Stunde der Spielgruppe, die Karlchen und ich danach besuchten, bemerkte ich anfangs einen überaus unangenehmen Geruch. Ich dachte noch: ›Na ja, vielleicht hat ja eins der Kinder die Buxe voll‹.

Am Ende der Stunde sollte sich der wahre Grund der gülligen Duftnote jedoch ganz woanders finden: nämlich unter dem Schuh meines Kindes. Ohne dass ich es gemerkt hatte, war er wohl in einen Hundekackahaufen getreten. Und ich habe natürlich beim Anziehen des Schuhs voll ins Braune gegriffen. Auch hier konnte ich nur denken: ›Wo ist die versteckte Kamera?‹


Aber so ist das Leben mit Kind. Mal hat man einen richtig guten Tag, an anderen möchte man schreiend im Kreis laufen. Doch egal, wie stressig es auch sein mag, wie anstrengend oder knatschig er ist, missen möchte ich meinen kleinen Wildfang nicht!

Hinterher habe ich übrigens herzlich über meine ungewollten Gageinlagen gelacht, denn sind wir ehrlich: Es sind doch gerade solch drollige Geschichten, die das Leben ausmachen, an die man später noch mit einem breiten Grinsen zurückdenken wird.

Von der allgemeinen Belustigung einmal ganz abgesehen.

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