Urlaub mit Kind = Erholung mit Stehhaaren
Urlaub mit Kind = Erholung mit Stehhaaren
Wenn du meinen ersten Beitrag gelesen hast, weißt du, dass ich ein großer Reisefan bin. Das hat sich auch mit Kind nicht geändert. Von Zeit zu Zeit brauche ich einfach die südlichen Gefilde. Nicht allein der Sonne oder des angenehmen Klimas wegen, sondern auch, damit meine durch massiven Schlafmangel verursachten Schatten unter den Augen mit ein bisschen Farbe kaschiert werden.
Aber ich muss sagen, Urlaub mit Kind ist ganz anders als ohne.
Ich erwähnte bereits meinen ausgeprägten Freiheitsdrang. Der hielt sich auch im Urlaub nicht zurück. Morgens gemütlich mit einem ausgiebigen Frühstück in den Tag starten, danach zwölf Stunden an den Strand fleezen, dabei in einem Buch oder einem Klatschblatt schmökern und sich zwischendurch im Meer erfrischen. Oder aber einen tollen Ausflug machen, um dann den Tag bei einem deliziösen Abendessen mit lecker Weinchen ausklingen zu lassen.
Mit Baby: No way! Nix mit in Ruhe essen oder lange am Strand liegen. Der Ablauf ist nämlich haargenau derselbe wie im gewohnten Alltag mit dem einzigen Unterschied, dass er in einer anderen Umgebung stattfindet. Die Kleinen brauchen ihre Milch und ihre Schläfchen, die andernorts oft gar nicht so einfach umsetzbar sind.
Auch das Wickeln kann mitunter spannend sein. Wenn du einen Ausflug machst und dringend nach einer Wickelmöglichkeit suchst, könnte es passieren, dass es diese auf der Toilette gar nicht gibt. Und wenn doch, dass sie dann so sauber ist, dass du lieber die Rückbank des Autos als Wickelkommode nutzt, falls du denn mit Auto oder Leihwagen unterwegs bist …
Als wir damals mit dem siebenmonatigen Karlchen auf Fuerteventura waren, war die mobile Wickeleinrichtung unser täglicher Retter.
Aber von vorn: Der Tag des Abflugs startete katastrophal. Der Kleine war im Terminal die ganze Zeit über knatschig und schreilustig. Essen wollte er nicht, wobei wir dafür auch gar kein ruhiges Plätzchen gefunden hätten, da es am Flughafen zwar Raucherbereiche, jedoch keine Rückzugsorte für Eltern mit Baby gibt. Und der Wickelraum, der ebenfalls eine Rarität am Flughafen ist, hatte schon bessere Tage gesehen.
Im Flieger erklärte sich Karlchen endlich dazu bereit, ein bisschen Milch zu trinken, auch wenn wir schon lange bei Beikost angelangt waren. Mir war’s gleich, Hauptsache, er nahm endlich etwas zu sich.
Zu unserer großen Freude war er an Bord wie ausgewechselt. Das kleine Kerlchen verzichtete auf jegliches Geschrei und Gezeter, ließ sich mit Bilderbüchern prima bespaßen und glitt durch das Brummen der Maschine in einen langen Schlaf. Du kannst dir nicht vorstellen, wie erleichtert ich war …
Irgendwann ist aber auch bei den geduldigsten Babys die Luft raus. Nachdem er seit Stunden auf seinen Beinchen gewesen war, wir aber erst spät abends die Ferienwohnung erreichten, war er verständlicherweise am Ende mit seinen kleinen Nerven. Dann mussten wir ihn irgendwie bei Laune halten, während wir selbst schon vor Müdigkeit angefangen hatten zu schielen und unsere leer gefegten Mägen lauthals um Erbarmen flehten, ergo, man schon genug mit sich allein zu tun hatte. Aber so ist das mit Kind nun mal: Alles ändert sich.
So auch das exzessive Liegen am Strand. Vor dem Kind hat man sich sein Strandtäschchen samt Handtuch geschnappt, ist losmarschiert und hat sich in den Sand gehauen – fertig. Mit Kind gleicht das Ganze einem Eselsritt.
Bevor man aber überhaupt in die Nähe des Strands kommt, müssen ganz andere Vorbereitungen getroffen werden. Dazu gehören das Packen des Wickelrucksacks mit allem Pi, Pa, Po: vorgekochtem Wasser, dosiertem Milchpulver sowie einem ganzen Arsenal an Windeln. Und vergessen wir nicht das Mittagsschläfchen, das vor Abmarsch gehalten werden muss.
Nachdem Karlchen ausgeschlafen und von oben bis unten mit Sonnencreme eingeschmiert war, konnte es endlich losgehen.
Bei knallender Sonne, die uns fast den Kopf wegflammte und unseren Achselhöhlen eine feucht-fröhliche Party bescherte, waren wir mit dem halben Hausstand am Strand eingetrudelt.
Dort hatten wir es zunächst mit einem Zelt versucht. Bis das allerdings aufgebaut war (das ist bei Wind nicht einfach und auf Fuerte ist viieel Wind), hatte sich der Kleine schon in einen Schreikrampf gestürzt und mein Mann sich in ein knallrotes Nervenbündel verwandelt.
Als wir endlich hineinkrabbeln konnten, hatten wir nach kürzester Zeit den Sand überall, auch auf dem Kind, was Karlchen nicht sonderlich prickelnd fand. Also haben wir es danach mit Windfang und Sonnenschirm probiert, allerdings ohne Sandverankerung. Das Resultat war, dass der Schirm vom Wind gepackt, quer über den Strand geschleudert wurde und beinahe andere Urlauber einen Kopf kürzer gemacht hätte.
Folglich back to Basics: Wir mieteten zwei Liegen inklusive Schirm an und sollten feststellen, dass es manchmal die beste Lösung ist, Geld fürs Sonnen auszugeben.
Da Karlchen zu dem Zeitpunkt weder sitzen noch krabbeln, geschweige denn laufen konnte, lag er mit auf der Liege. Also, der kleine Prinz lag, du hast daneben gehockt. Und schwimmen war leider auch nicht mehr zu zweit möglich. Ich musste mich dann allein mit den Kaventsmännern anlegen, die auf Fuerte für gewöhnlich an den Strand rollen …
Ich muss zugeben, die Urlaubserholung sah vor dem Kind anders aus. Da musste man sich keine Gedanken machen, wo der nächste Wickelraum ist, ob es im Hotelzimmer einen Wasserkocher für sein Fläschchen gibt oder in der Ferienwohnung ein Babybett samt Kinderhochstuhl vorhanden ist. Da bist du einfach gefahren und hast relaxt.
Trotzdem rate ich dir: Fahr! Nutze die wenigen Wochen im Jahr für einen kleinen Tapetenwechsel. Das andere Klima wird dir und deinem/n Kleinen guttun, auch wenn das Wort Erholung eine ganz neue Definition bekommt.
Und falls dir die Großeltern Gesellschaft leisten: Jackpot! Während sie dein/e Kind/er hüten, hast du endlich Zeit für dich. Um auf der Liege zu chillen, einen kleinen Ausflug zu machen oder einfach nur zu schlafen. Besser geht’s nicht!
Und eins wollen wir nicht vergessen: Auch die Kinder werden älter und irgendwann gibt’s wieder entspanntere Urlaube …