Die Frage aller Fragen: Passt ein Kind zu mir?
Die Frage aller Fragen: Passt ein Kind zu mir?
Kommt dir das bekannt vor? Fragst du dich vielleicht auch gerade, ob ein Kind in dein Leben passen würde?
Willkommen im Club! Ich kann dir sagen, dass ich mich mit dieser Frage ein paar Jährchen herumgeschlagen habe.
Ich habe nämlich nicht zu dem Typ Frau gehört, die von sich behauptet, die geborene Mutter zu sein. Ehrlich gesagt haben mich diese Frauen immer verblüfft. Es gab so viele Dinge, die mich voll und ganz ausgefüllt haben, dass ich keine Ahnung hatte, wie ein Kind dazu passen sollte.
Ich bin seit jeher ein freiheitsliebender Mensch, der seinen Tag gern nach Lust und Laune gestaltet – wenn nicht die Arbeit dazwischen funken würde.
Als ich vor der Geburt meines Sohnes nach gefühlten zweihundertsiebenundvierzig Stunden, die mich der Job in der Woche an sich gekettet hat, nach Hause kam, war immer noch nicht richtig Feierabend: kochen, die geliebte Hausarbeit und noch ein bisschen obligatorischer Sport. Langeweile gab es bei mir nie.
Auch die Wochenenden habe ich bis zum Limit ausgenutzt. Ich war immer auf Achse: shoppen, im Kino oder bei Familie und Freunden.
Der Urlaub war natürlich mein Heiligtum. Die wenige freie Zeit im Jahr habe ich ausgiebig und mit ganzer Herzenslust geplant. Egal, ob in Europa oder im Amiland, ich habe es geliebt, in der Welt unterwegs zu sein und neue Orte zu entdecken. Das war mein Highlight, Erinnerungen, von denen ich heute noch zehre.
Somit zogen die Jahre ins Land und allmählich wurde es Zeit, intensiver über die Familienplanung nachzudenken. Als Frau wird einem bei diesem Thema ja auch kein Druck gemacht – im Hinblick auf die biologische Uhr und so weiter. Hach, wie sehr ich die Sprüche geliebt habe, die damals regelmäßig auf mich niedergeprasselt sind: »Wie lange wollt ihr denn noch warten? So langsam wird’s aber mal Zeit«, »Schaff dir ein Kind an, das ist doch schön.«
Schön? Was sollte daran denn schön sein? Das zumindest habe ich immer gedacht, wenn ich kreischende Kinder mit Rotznase und schokoverklebten Händen gesehen habe, deren Eltern völlig entnervt versucht haben, die kleinen Menschen, die Zeter und Mordio schrien, als würden sie niedergestochen werden, zu beruhigen. In solchen Momenten war ich stets froh, ohne Anhang, ohne Stehhaare und ohne Augenringe bis zu den Kniekehlen von dannen schreiten zu können.
Und da hätten wir das nächste Schlagwort: Schlafentzug – welch Folter für jemanden, der dieses ›Hobby‹ am Wochenende regelrecht zelebriert hat. Da meine Arbeitszeit stets mit meiner Schlummerzeit kollidierte, war in der Woche an Ausschlafen nicht zu denken. Und dann sollte ich mir freiwillig einen Faktor ins Haus holen, der mir auch noch die heiligen Wochenenden versaut? Nö!
Abgesehen vom Schlafmangel, was passierte dann eigentlich mit meiner geliebten Freiheit? Die würde auch flöten gehen. Schließlich ist ein Kind kein Hobby, kein Auto, das man mal eben in der Garage abstellen kann, wenn man keine Lust mehr darauf hat. Obwohl … Nein, Spaß beiseite!
Du siehst also, ich habe diese Entscheidung bei solchen Gegenargumenten gern auf Eis gelegt. Aber eines Tages … Ich erinnere mich genau: Es war der einunddreißigste Dezember, ausgerechnet Silvester, als mein Schwiegervater eine entscheidende Frage stellte: »Ein Leben ohne Kinder … Was hast du denn sonst?«
Diese Frage hat mich ganz schön zum Nachdenken gebracht. Und irgendwann kam die Erkenntnis: ›Jau, er hat recht.‹ Das Leben war vielleicht schön mit all meiner Freiheit und meinem heiligen Schlaf. Aber was ist später? Wenn der Lack ab ist, man zur Ruhe kommt, vielleicht die Orte gesehen hat, die man sehen wollte, was ist dann?
Tada, die Entscheidung war getroffen. Natürlich blieben trotzdem Zweifel. Tue ich das Richtige? Passt ein Kind überhaupt zu mir? Kann ich eine gute Mama sein?
Aber ich rate dir: Höre auf dein Bauchgefühl, dein Herz. Und da ich gern das Schicksal ins Spiel bringe – ich habe einen leichten Hang zur Esoterik – überlasst ihm die endgültige Entscheidung. Wenn es sein soll, wird es passieren.
Bei mir ist es passiert und ich kann dir sagen, dass ich die Entscheidung nicht bereut habe. Es ist sogar das Beste, was mir passieren konnte.
Zugegeben, in den ersten Wochen nach der Geburt habe ich das nicht gesagt. Da habe ich mich eher gefragt, was ich mir angetan habe. Aber das geht vorbei. Wenn jedes Familienmitglied erst einmal seine Rolle gefunden hat, zieht das pure Glück bei dir ein – ehrlich!
Ich hätte nicht gedacht, dass ich so eine liebevolle Mama sein könnte. Aber genau so ist es. Als Mama verändert sich alles, dein ganzes Leben steht kopf. Und obwohl sich gefühlt alles nur noch um dein Kind dreht, das heiß geliebte Ausschlafen Adieu sagt und du selbst nicht mehr die erste Geige spielst, möchtest du nicht mehr mit deinem alten Leben tauschen. Plötzlich hast du ganz andere Prioritäten als vorher – und das ist gut so!
Es ist gut, das eigene Ich zurückzustellen und ein hilfloses Wesen in den Fokus zu rücken. Es ist eine Erfahrung, eine Entwicklung, die dich zu einem besseren Menschen macht.